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Investor bei Rapid oder Sturm? „Warum nicht?“

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Raphael Landthaler, Ex-Bundesliga-Vorstand und -Finanzchef beim SK Rapid, im Interview mit sportsbusiness.at zum Thema „50+1“.

Am 22. April feierte der sportsbusiness.at Breakfast Club eine erfolgreiche Premiere. Knapp 200 Zuhörer haben sich im virtuellen Raum versammelt, um dem hochkarätigen Podium zum Thema „Böse Investoren oder Retter des österreichischen Fußballs“ zuzuhören. Dabei wurden auch einige Fragen gestellt, die aus Zeitgründen nicht mehr beantwortet werden konnten.

Die Teilnehmer haben sich jedoch bereit erklärt, die offenen Fragen im Nachgang zu beantworten:

Gibt es internationale Beispiele für Regelungen, die einen Investor bestimmte Regeln auferlegen wie zum Beispiel die Entnahme von Rendite nur nach gewissen Kriterien?

Ich kenne die zahlreichen unterschiedlichen System nicht im Detail, um hier einen genauen Überblick geben zu können. Es gibt jedoch zahlreiche Möglichkeiten wie zb. Die Entnahme erst ab einer gewissen Eigenkapitalquote, die man in einem Lizenzierungssystem verankern könnte.

Unternehmen streben bei finanziellen Problemen nach Verbesserungen – ertrags- oder aufwandsseitig. Warum wird dies nicht angestrebt, sondern stattdessen der Ruf nach Investoren lauter?

Das streben von immer neuen Erlösquellen ist überall gegeben: Genau deshalb wird ja aktuell der neue Bewerb UEFA Conference League eingeführt bzw. die Champions League auf 36 Klubs aufgestockt und zudem die Anzahl der Spieltage erhöht. In Österreich wurde der TV-Verteilungsschlüssel geändert und durch die reine Pay-TV-Vergabe die Erlöse erhöht. Viele Klubs haben in den letzten Jahren in Stadion investiert und versuchen somit über gestiegene Spieltagserlöse den Gesamtumsatz zu erhöhen um dieses Geld in den sportlichen Erfolg zu investieren. Wenn man nun Personalkosten senkst, besteht die Gefahr die besten Spieler zu verlieren und die sportliche Wettbewerbsfähigkeit sinkt.

Zusammenfassend hat der österreichische Profifußball einige „Assets“ und „Risks“, aber der Einstieg nach einer allfälligen Regeländerungen kann durchaus Sinn machen und attraktiv erscheinen.

Raphael Landthaler

Ist der österreichische Profifußball als Business-Case vernünftig darstellbar?

Dies hängt oft von der Ausgangslage und der Zielsetzung ab. Österreich verfügt derzeit über fünf Startplätze für einen internationalen Wettbewerb und dies ist positiv hervorzuheben. Die TV-Erlöse sind vergleichsweise gering und ein Abstieg ist ein existenzbedrohendes Szenario, da die 2. Liga über keine nennenswerten TV-Erlöse verfügt. Bis vor Corona haben sich die Transfererlöse in Österreich gut entwickelt und der Ruf der Liga als Ausbildungsstätte hat sich stetig verbessert. Die Bewertung Österreichischer Klubs wird eher gering sein, da sich hier noch kein Markt etabliert hat. Zusammenfassend hat der österreichische Profifußball einige „Assets“ und „Risks“, aber der Einstieg nach einer allfälligen Regeländerungen kann durchaus Sinn machen und attraktiv erscheinen. Dies ist aber von Klub zu Klub zu prüfen und hängt natürlich von der (klubeigenen) Infrastruktur, Popularität und dem Humankapital wesentlich ab.

Ist der FC Liefering aus Ihrer Sicht ein „unabhängiger“ Verein und wenn ja, wäre ein Aufstieg in die Bundesliga vertretbar?

Der FC Liefering hat einen Aufstiegsverzicht abgegeben und kann wohl eher als 2. Mannschaft von RB Salzburg betrachtet werden, auch wenn es rechtlich gesehen ein eigener Verein ist. Dieses Konstrukt wurde vor allem deshalb gewählt, da lange Zeit das zweite Team eines BL-Klubs nicht aufsteigen durften.

Sturm Graz zeigt als bekennender Mitgliederverein, dass wirtschaftliches Agieren aktuell auch ohne Investor möglich ist und man dennoch sportlich bestehen kann. Oder sehen Sie das anders?

Sturm Graz ist national gesehen ein sehr populärer Verein, der gelegentlich einen europäischen Startplatz erreichen kann und über eine solide Finanzlage verfügt. Für ein weiteres Wachstum ist jedoch die Infrastruktur wenig tauglich und daher wird sich der Klub in der aktuellen Rolle (mit up & downs) zufrieden geben müssen.

Würde sich ein klassischer Mitgliederverein wie  Rapid oder Sturm mit einem Investorenmodell vereinbaren lassen?

Warum sollte dies nicht möglich sein? Die Interessen der Mitglieder sind ja mit den Interessen eines Investors bzw. strategisch denkenden Eigentümer gut vereinbar: Wahrung der Tradition, stetige Weiterentwicklung auf allen Ebenen und letztendlich sportlicher, nachhaltiger Erfolg. Eventuell ist ein 25+1 Modell eine attraktive Variante, wo viele Kontrollrechte bei den Mitgliedern bleiben und gleichzeitig die Kontrollmöglichkeiten umfassend gegeben sind. Erwähnenswert ist auch der FC Bayern München, der 25 Prozent an drei strategische Partner für rund 270 Mio. Euro verkauft hat und so sein Wachstum gut finanzieren konnte.

Die Interessen der Mitglieder sind ja mit den Interessen eines Investors bzw. strategisch denkenden Eigentümer gut vereinbar: Wahrung der Tradition, stetige Weiterentwicklung auf allen Ebenen und letztendlich sportlicher, nachhaltiger Erfolg. Eventuell ist ein 25+1 Modell eine attraktive Variante (…).

Raphael Landthaler

Würden Investoren ein nachhaltigeres sportliches Arbeiten ermöglichen, weil man nicht jedem Transfer zustimmen muss?

Investoren bzw. Eigentümer mit ausreichender Bonität schaffen in der Regel Spielraum und sind bereit Risiken einzugehen, wo einem ehrenamtlichen Funktionär natürlich Grenzen gesetzt sind.

Taugt der österreichische Profifußball, um ausländischen Investoren auch als Möglichkeit dienen zu können, um in der österreichischen Wirtschaft leichter Fuß fassen zu können?

Es ist evident dass der Fußball ein sehr gutes Netzwerk bietet und Netzwerken ermöglicht. Alle VIP & Business Clubs funktionieren deshalb so gut, weil man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann und durch diese Plattform Kontakte entstehen, die man geschäftlich durchaus nutzbringend sein können. Fußball ist die Mannschaftssportart mit den meisten Zuschauern und daher ein guter Multiplikator.

Ist es realistisch, dass ein Investor auch Interesse an einem österreichischen Klub zeigt, um gemeinsam mit anderen Klubs aus anderen Ligen Europas Spieler zu entwickeln? Wenn ja, welche Beispiele gibt es? Ja, dies ist durchaus realistisch und aufgrund von (geplanten) Änderungen im Transfersystem wird dies auch immer mehr Sinn machen. Es gibt schon einige Klubs, die an kleineren Klubs wesentlich beteiligt sind um Spieler auf den jeweiligen Level besser entwickeln zu können. Bekanntestes Beispiel ist die City-Group mit Manchester City, FC Girona, Lommel SK und Troyes in Europa über vier Klubs verfügt. Generell verbietet die UEFA jedoch, dass mehrere Klubs mit dem selben Eigentümer am Europäischen Wettbewerb teilnehmen.

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